Manchmal finde ich im Netz zufällig recht spannende historische Dokumente – so zeige ich Euch heute einen Film über „Big Red“, einen Fernverkehrslaster mit Gasturbinenantrieb, den der Hersteller FORD im Jahre 1966 ganz stolz präsentierte:
Wenn man sich diesen Film einmal in Ruhe anschaut, staunt man über viele Details, die in heutigen LKWs immer noch topaktuell sind oder wären.
Das entkoppelte Fahrerhaus ist heute guter Branchenstandard; die Panorama-Windschutzscheibe und die luftige Sicht wären auch im heutigen Vergleich nicht schlecht.
Die seinerzeit als enorm strömungsgünstig bezeichnete Außenform erinnert irgendwie ein wenig an die schweren Mercedes-Benz der SK-Linie (die Ende der Sechziger konzipiert und in den frühen 1970ern eingeführt wurden).
Natürlich: solch ein „Concept Car“ zeigt vieles, was nie auf die Strasse kommt, und in den USA geht es den Truckern ohnehin besser, weil sie nicht unter der europäischen Längenbegrenzung leiden und so etwas mehr Wohlfühlraum zugestanden bekommen.
Etwas mehr an technischen Daten listet übrigens dieser Artikel aus der AMS.
Aber auch in Europa war in den 1960/70er Jahren die Gasturbine ein im wahrsten Wortsinne „heißes Thema“, wie in diesem Artikel schön nachzulesen ist (eine kleine Netzrecherche findet da sehr schnell Unmengen weiterführender Berichte).
Der „Gasturbinen-MAN“ ist bei älteren Kollegen im Herstellerwerk immer noch ein Meilenstein, über den gerne erzählt wird … zwischen 1965 und 1985 gab es mit der MTU ein Gemeinschaftsunternehmen der LKW-Hersteller MAN und Daimler-Benz; die Gasturbine MTU7042 wurde dort zwischen 1968 und 1977 auch für den LKW-Einsatz entwickelt und erprobt (siehe MTU-Museum).

Aber die Gasturbine war ja nicht nur für den LKW im Gespräch. Schon im Jahre 1965 hatte die Deutsche Bundesbahn mit der V 169 (später: BR 219) eine erste Gasturbinenlokomotive in Betrieb genommen, und 1970/1971 entstanden 8 weitere Exemplare, die als BR 210 über einen noch leistungsstärkeren Gasturbinen-Zusatzantrieb verfügten … diese Loks wurden meines Wissens aber trotz durchaus erfolgreichen Einsatzes irgendwann ihrer Gasturbinen beraubt und als „normale“ Dieselloks in die Baureihe 218 übernommen. Grund war hier die Unwirtschaftlichkeit aufgrund massiv gestiegener Energiepreise.
Wäre nicht die Energiekrise in den 1970ern dazwischengekommen – wie sähe die Antriebstechnik dann heute aus? Hätte der Dieselmotor denselben Erfolg gehabt?
In ein paar Jahrzehnten werden unsere Nachkommen wahrscheinlich genauso erstaunt auf unsere heutigen Gehversuche mit optimierten Verbrennungsmotoren und alternativen Antrieben zurückblicken, wie wir es mit dem oben verlinkten Video von „Big Red“ tun.
Vieles ist schonmal dagewesen und kommt – leicht verändert – auch wieder.
Schönes Wochenende!