Corona und der Datenschutz – ich glaub‘, ich lösch den Mist jetzt.

Deutschland ist schon merkwürdig.

Einerseits scheinen wir hier – im Vergleich zu den europäischen Nachbarn – immer noch vergleichsweise glimpflicher durch die „Corona-Krise“ zu kommen (zumindest legen das die im Internet veröffentlichen Daten nahe), andererseits hat auch nach dem seit Anfang November bestehenden „Lockdown light“ die Politik bisher ganz offenbar keinen Plan, wie mit den trotzdem erschreckend schnell steigenden Zahlen umgegangen werden soll: welche Konsequenzen werden wann und wo gezogen? – ich bin mir relativ sicher, dass auch Anfang Dezember kein Rückkehr zu normalem Betrieb von Restaurants, Theatern und Sportstätten erfolgen wird.

Im Frühjahr war der Tenor noch ein anderer: damals hoffte man, mit der dann ja bald erschienenen „Corona-Warn-App“ die weitere Verbreitung der Infektion nachvollziehen oder sogar eindämmen zu können.

Natürlich hat mittlerweile fast jeder diese App auf seinem Smartphone.

Ich hab sie auch. Und monatelang war wirklich „alles im grünen Bereich“ … aber mittlerweile hat sich das geändert, aktuell bekomme ich folgendes gemeldet:

Screenshot vom iPhone
So sieht’s gerade aus … und was sagt mir das?

Sehr schön, mit dieser Info kann ich ja richtig viel anfangen.

Weder bekomme ich einen Hinweis, WANN diese „Risiko-Begegnungen“ stattgefunden haben, noch WO das der Fall gewesen sein könnte.

Wüsste ich um das WANN, so könnte ich zumindest nachvollziehen, in welcher Situation ich mich zum fraglichen Zeitpunkt befunden habe und diese (weil ja möglicherweise suspekt) künftig gezielt vermeiden.

Wüsste ich um das WO, so wären kritische Örtlichkeiten schnell identifiziert (wait: ist das wirklich gewollt?)

Aber der deutsche Datenschutz (der sein Initiationsereignis mit der Volkszählung der 80er Jahre hatte) hat da mal wieder ein richtig gutes Ergebnis geliefert.

Im aktuellen Stand ist die mir von der Corona-App gelieferte Information schlicht und einfach sinnlos und führt nur zu Verunsicherung.

Ich glaube, ich lösche diesen Akkufresser wieder.

BTW: ich bin mit dieser Einschätzung nicht alleine … sogar Jan Fleischhauer hat das im Focus sehr schön auf den Punkt gebracht:

Dummerweise ist die App so konstruiert, dass alles anonym bleibt, auch der Ort, der einem gefährlich werden könnte. Wir haben wahrscheinlich die einzige Warn-App der Welt, die sagt: „Vorsichtig, du könntest dich anstecken, aber wir sagen dir nicht, wo.“ Im Grunde funktioniert das Ganze wie in der Geisterbahn, bei der der Nervenkitzel ja auch darin besteht, dass einem nicht gesagt wird, wo das Monster lauert. Irgendwann macht es: Huh!

Hallo, Ihr Datenschützer … wer soll hier wirklich geschützt werden? Das Virus? Diejenigen, die damit gute Geschäfte machen?

Mann-o-mann.

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