Das seit Jahren zu befürchtende Desaster in Afghanistan, welches gerade kulminiert, wird in China ganz anders bewertet als hierzulande.
„Chinesische Internetnutzer machen Witze darüber, dass die Machtübergabe in Afghanistan sogar noch reibungsloser vonstattengeht als die Übergabe der Präsidentschaft in den Vereinigten Staaten“, schrieb der einflussreiche Chefredakteur der Parteizeitung Global Times, Hu Xijin, auf Twitter.
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Die Aussage des früheren UN-Diplomaten Michael von der Schulenburg gibt zu denken: „Diese Niederlage sollte das Ende einer Ära sein, in der der Westen sich auf einer gottgewollten Mission sah, die Welt als Macht des Guten zu regieren und anderen Ländern ihr westliches politisches System aufzuzwängen. Die Niederlage sollte uns dazu zwingen, fundamental umzudenken, wie der Westen seine Rolle in der Welt definiert, wie wir uns zu Ländern mit anderen politischen Systemen verhalten.“
Meiner persönlichen Auffassung nach sind die im Westen unverhandelbaren Grundbegriffe wie „Menschenrechte“, „Demokratie“, vielleicht auch „Umweltschutz“ in vielen Gegenden der Welt irrelevant, auch wenn unsereiner das nicht verstehen will. Unser westlicher moralischer Kompass wird von vielen nicht geteilt oder auch nur verstanden.
Daher ist der missionarische Eifer, mit dem nicht nur die „heilbringende Demokratie“ zum afghanischen Volk gebracht werden sollte, sondern auch die Dekarbonisierung weltweit vorangetrieben werden soll, zum Scheitern verurteilt.
Betreibt man das aber im bisherigen Stile weiter, ohne sich den tatsächlichen globalen Effekt zu vergegenwärtigen, so wird ein epochales Scheitern nicht ausbleiben, dessen Konsequenzen man sich derzeit nicht vorstellt.
Afghanistan sollte allen eine Warnung sein.