Erst gestern hatte ich einen Text der FAZ verlinkt, in welchem das verlorengehende Sprachbewusstsein am Beispiel der „Sesamstrasse“ beschrieben wird … und schon heute finde ich den nächsten, fast noch eindrücklicheren Nachweis, wie sich die Zeiten und das mit dem Zeitgeist verbundene Sprachgefühl ändern.
Achim Hölter (Universitätsprofessor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien) findet hier sogar einen Bezug zur gegenwärtig oft beklagten „cancel culture“.
Unter dem Anreißer „Ein Fall von vorauseilender Empfindlichkeit? Stillschweigend ändert der Egmont-Verlag die klassischen Disney-Comic-Übersetzungen von Erika Fuchs“ wird geschildert, wie der Ehapa-Verlag mehr oder weniger stillschweigend die kongenialen Übersetzungen von Erika Fuchs auf dem Altar der Anpassung an den Zeitgeist opfert. (Link zum Artikel – ja, schon wieder die FAZ…)
Ich finde es nicht schlimm, wenn alte Kulturgüter (Texte, Lieder, Gedichte, …) zum besseren Verständnis redigiert und kommentiert werden – das ist oft hilfreich, manchmal sogar unumgänglich. Ich finde es jedoch unerträglich, wenn ohne entsprechende Kennzeichnung Änderungen vorgenommen werden, die das Original entstellen und ihm viel von seinem ursprünglichen Charme nehmen.
Orwell hatte es in „1984“ vorhergesehen – das „Wahrheitsministerium“, welches auch die Dokumentation der Vergangenheit immer wieder an die geltende Interpretation anpasst. Sind wir etwa wirklich auf diesem Weg, sogar ohne staatliche Einflussnahme?
Egal. Ich suche jetzt mal, ob es im Haushalt noch alte „Walt Disney“-Hefte gibt …
irgendwas mit ...technik ;-) 