„Oben ohne“ im Februar

Eigentlich gilt der Februar ja als kältester Monat des Jahres, und die Gefahr eines Wintereinbruches besteht bis in den April hinein dauernd.

Trotzdem nutzte ich den Samstagvormittag, um mit dem Guzzler die Sattlerei „Paul Schmalz“ in Obererlbach zu besuchen: dort arbeitet ein Clubfreund aus dem vdh in seiner Freizeit an sehr speziellen Dingen, wie z.B. handgefertigten Lenkrädern aus Leder.

Ein recht kühler und windiger Vorfrühlingsmorgen, und bei meiner Ankunft im Fränkischen Seeland regnete es gar. Aber sowas ist der Guzzler ja gewöhnt … solange kein Salz, Eis oder Schnee im Spiel sind, ist das nicht schlimm.

Der Vormittag verging mit Fachsimpelei, einer kleinen Ausfahrt zum Bestaunen einiger aussergewöhnlicher Fahrzeuge in der Nachbarschaft sowie der Aktion „Lenkrad ausbauen“, denn das alte und recht verwitterte Originallenkrad des Guzzler wird eine Überarbeitung erhalten (dafür wurde einstweilen ein nummerngleiches, aber deutlich besser erhaltenes Tauschteil aus dem Jahr 1976 installiert).

Merken: die Zentralschraube M14 am Lenkrad benötigt eine Nuss SW22, eine mittlere Verlängerung sowie einen langen Hebel zum Lösen, ausserdem muss eine zweite Person das (unbedingt im Lenkradschloss entriegelte!!!) Lenkrad gegenhalten. Wiedereinbau und Anzug mit 50 Nm.

Ein Lenkrad mit einem Aussendurchmesser von 43 cm mit Leder zu überziehen, erfordert neben gutem Material und entsprechendem Know-How auch viele Stunden Arbeit. Und schon bei den vorbereitenden Aktivitäten gab es für mich einiges zu lernen: rechnerisch würde ein Lederstreifen von ca. 135 cm Länge benötigt (43 cm x 𝛑), de facto wäre solch ein Streifen jedoch rund 5% zu lang, weil das Leder gezogen wird, um keine Falten zu werfen. Der Kreuzstich am Innenrand des Kranzes wird über 10 Meter Faden erfordern, rund 400 Stiche sind händisch vorzubohren und dann auszuführen – und das alles soll ja gut aussehen, benötigt also eine kundige Hand.

Ich verspreche mir von dieser Maßnahme einerseits eine verbesserte Optik, andererseits jedoch (und das ist wichtiger) einen besseren Griff am Steuerrad, denn das für heutige Verhältnisse große und dünne Kunststoffsteuer hält einem Vergleich mit moderneren Lenkrädern kaum stand. Dummerweise gibt es für die R107 der ersten Bauserie kaum passende Nachrüstlenkräder mit kleinerem Durchmesser und Zulassung…

Mal abwarten, bis ich im April oder Mai das Resultat in Händen halten werde – bin selbst gespannt.

Die Rückfahrt aus dem Seenland konnte ich tatsächlich für die erste „offene“ Fahrt des Jahres nutzen: die Sonne hatte das Dach schön erwärmt, so dass es sich ohne Knicke öffnen liess, und mit laufender Heizung und Windschott war die Fahrt über Land ein echtes Vergnügen.

Ein sogar SO großes Vergnügen, dass ich mich spontan dazu entschlossen habe, auch mal wieder einen Motorölwechsel machen zu lassen – für unsere großvolumigen alten Motoren ist dazu das Angebot von MacOil unschlagbar (7,5 Liter Shell HX-6 samt neuem Ölfilter und Entsorgung für EUR 50,- … für diesen Betrag kann man es kaum selber machen).

Und das Vergnügen steigert sich noch weiter, wenn man an einem solchen Tag immer wieder auf sein Fahrzeug angesprochen oder sogar aus anderen Autos heraus an der Ampel fotografiert wird!

Hach ja – die Saison kann kommen: „oben ohne“ funktioniert!