Logistik, basierend auf Niedriglohnjobs? You get what you pay for.

Jetzt muss ich hier doch mal ein paar persönliche Erfahrungen loswerden … es dreht sich um die Paketfahrer, wie ich sie mal nennen möchte.

Befeuert durch die Corona-Zeit, hat der Versandhandel enorm zugelegt; und – ich gebe es zu – wir sind da auch mit dabei. Ich traue mich nicht auszurechnen, welch hohe Umsätze gerade Amazon in den letzten Jahren mit uns gemacht hat. Und natürlich ging das teilweise zu Lasten des stationären Handels (wobei der oft genug selbst dran schuld ist).

Der ganze Versandhandel lebt aber nun davon, dass „die letzte Meile“ bis hin zum Kunden auch richtig bedient wird; hier konkurrieren etliche Logistikdienstleister, und mit vielen haben wir unsere Erfahrungen gemacht:

  • DHL: normalerweise großartig; wir haben einen Stamm-Zusteller, der wortwörtlich „die Extra-Meile“ für den Kunden geht. Nur wenn der in Urlaub ist, sind die Aushilfen manchmal etwas planlos. Die festangestellten DHL-Fahrer haben (so hat es unser Zusteller selbst erzählt) durchaus erträgliche Arbeitsbedingungen und ein ordentliches Gehalt.
  • Hermes: im Großen und Ganzen OK
  • DPD: ganz übel. Trotz Anwesenheit klingeln die meist gar nicht erst, sondern geben die Sendung sofort in ihrem Paketshop ab; dafür kommt dann ein Zettel, man sein nicht zuhause gewesen und es hätte nicht zugestellt werden können
  • GLS: genauso schlecht wie DPD.
  • UPS: funktioniert gut, scheint aber recht teuer, weswegen wir den UPS-Boten nur selten begrüßen können.
  • Amazon: hat in den vergangenen Monaten ein eigenes Verteilernetz aufgebaut, welches offensichtlich aus Subunternehmern oder gar Freiberuflern besteht. Die kommen zu jeder möglichen Tageszeit, oft mehrfach am Tag (für jede Sendung einzeln) und sind immer furchtbar in Eile; meist sind es junge Leute mit Migrationshintergrund, die kaum Deutsch können.

Und genau ein solcher Amazon-Bote (ich habe ihn nicht gesehen, kann also nur vermuten, dass es typischer Vertreter seiner Art war) hat jetzt mal wieder ein richtiges „Ding“ geliefert … in Erwartung der angekündigten Lieferung waren wir zuhause. Zur prognostizierten Zeit klingelte es auch, aber beim Öffnen war niemand an der Türe … gut, vielleicht hat der Bote ja bei unseren Nachbarn im EG abgeliefert, denn nach ein paar Minuten meldet Amazon per eMail „Zustellung erfolgreich“. Allerdings steht im System als Empfängername MEIN NAME, aber BEI MIR HAT KEINER GELIEFERT.

Nachdem die Nachbarn im Erdgeschoß auch keine Sendung haben, öffne ich bei Amazon einen Support-Chat. Dort kann man mir erstmal nicht helfen, nimmt das Thema aber auf und verspricht Rückmeldung innerhalb von 2-3 Tagen, man müsse mit dem Zusteller Rücksprache halten. Gegebenenfalls soll ich wohl eine Ersatzlieferung erhalten.

Und auf das Ergebnis dieser Überprüfung warte ich jetzt … Update folgt bei Gelegenheit.

Gut, das war die anekdotische Erfahrung mit Amazon, deren Lieferungen ansonsten wirklich sehr schnell und sicher funktioniert haben.

Interessant in diesem Zusammenhang finde ich jedoch eine Schilderung, die ich bei der Suche nach dem Grund für unsere schlechten Erfahrungen insbesondere mit DPD gefunden habe (Volltext auf https://www.danisch.de/blog/2021/09/30/heute-aerger-mit-dpd/)

Viele Großkunden, die da vertraglich Druck ausüben können, hätten Vertragsstrafen oder Preisminderungen in den Verträgen, wenn die Pakete nicht innerhalb einer gewissen Frist zugestellt werden. Ist im Versandhandel natürlich ein Wettbewerbsvorteil, wenn der Kunde seine Bestellung möglichst schnell erhält. Und die Vertragsfolgen treten natürlich nicht ein, wenn der Empfänger nicht anzutreffen ist, weil das ja dann nicht der Paketdienst zu vertreten hat. Deshalb werde da ständig eingetragen, der Empfänger sei nicht zuhause gewesen, obwohl man gar nicht erst versucht hat, das Paket zuzustellen. Das sei dann auch der Grund, warum die dämliche Software von UPS gar nichts anderes zulässt als einzutragen, dass der Empfänger nicht da gewesen sei oder eine andere Zustelladresse gewünscht habe (die hatten bei mir ja schon x-mal fälschlich eingetragen, dass ich das Paket an eine andere Adresse gewünscht habe, als ob ich ein und dasselbe Paket jeden Tag woanders hin haben wollte). Das sind die beiden Optionen, mit denen man eine Nichtzustellung rechtfertigt, ohne Vertragsstrafe zahlen zu müssen, weil die der Empfänger selbst zu vertreten hat und nicht der Paketdienst.Das ist systematischer Betrug gegenüber dem Absender und seinem Vertrag.

https://www.danisch.de/blog/2021/09/30/heute-aerger-mit-dpd/

Diese Darstellung finde ich hochinteressant – handelt es sich doch um einen juristisch komplexen Sachverhalt.

Nachdem es mir vor einigen Wochen mit DPD so schlimm ergangen ist, dass eine bestellte Sendung überhaupt erst im dritten Versuch dann in die Abholstation zugestellt wurde (die Sendung lief laut Sendungsverfolgung vorher zweimal zwischen Abholstation und Versender hin und her, ohne dass ich auch nur eine einzige Benachrichtigung bekommen hätte!), habe ich den Versender mal auf den Sachverhalt angesprochen.

„Tja“, meinte der Sachbearbeiter nur, „ich kann daran nichts ändern. Wir haben Rahmenverträge nur mit DPD und GLS, also kann ich Ihnen nichts per DHL senden – auch wenn ich das wollte.“. Auf meine Frage, ob der in diesem Falle dreifache Versandaufwand denn in Summe immer noch billiger sei, kam nur ein Achselzucken: „das bekommen wir hier gar nicht mit – ist aber interessant zu hören“.

Na denn. Irgendwie schon dekadent, wenn sich Deutschland ein solche System leisten kann: Blindleistung durch sinnloses Hin- und Herfahren von Waren durch Arbeitskräfte, deren Entlohnung oft an der Grenze zur Sittenwidrigkeit liegt.

PS: wir bevorzugen mittlerweile nach Möglichkeit Versandhändler, die per DHL oder UPS liefern; allerdings hat man oft keine Auswahl.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: