In der ATZ 12/2020 finde ich ein Kurzinterview mit Jörg Kachelmann zum Thema „Feinstaub und NOx“ – ich will natürlich kein Copyright verletzen und empfehle daher den Blick in die Quelle, in der sich dazu auch ein längerer, sehr informativer Artikel findet.
Dennoch möchte ich Jörg Kachelmanns Aussagen hier kurz zitieren. Bitte macht Euch selbst Gedanken.
Was sind wetterseitig die bestimmenden Faktoren für Feinstaub und NOx?
KACHELMANN _ Wenn man sich die Diskussionen derzeit anschaut, erscheint einem Deutschland als die Weltzentrale des Aberglaubens. Letztlich hat eine kontinentale Hochdrucklage während des Corona-Lockdowns das Wetter bestimmt. Da ist der Himmel automatisch blauer.
Das liegt nicht daran, dass weniger Autos fahren oder Flugzeuge fliegen. Sondern Haupttriebfeder, also auch für Stickoxide und Feinstaub, ist die Meteorologie.
Zudem kann ich nicht den Mai 2020 mit dem Mai 2019 vergleichen, weil die Wetterlagen unterschiedlich waren. Wenn man nach einer Ursache für mehr Feinstaub suchen will, findet man die in den Holzkaminöfen. Da gibt es inzwischen 15 Millionen in Deutschland. Und an den Tagesgängen können wir genau erkennen, wie sich die Feinstaub- und Stickoxidwerte entwickeln. Früher waren die beiden Rushhour-Zeiten morgens und abends die Spitze, heute wird diese bei immer mehr Stationen Freitag- und Samstagabend gegen 22 Uhr verzeichnet. Doch die Messstationen befinden sich meist an Kreuzungen, nicht wohngebietsnah.
Es ist rührend zu sehen, wie alle tapfer daran festhalten, dass die Autos den Dreck machen – in Wohngebieten weiß jeder, woran es liegt, der riechen kann: Es stinkt wieder abends in Deutschland, es sind die Holzöfen – mit Feinstaubkonzentrationen wie in China genau dort, wo Menschen über Stunden ortsfest wohnen und atmen.Kann man schon Rückschlüsse ziehen, ob der Corona-Lockdown die Luft durch geringere Verkehrsströme verändert hat?
KACHELMANN _ Man kann schon etwas rausdestillieren, wenn man nur die bei den Emissionen ausbreitungsarmen Tage nimmt. Da müssten aber die Behörden Mitarbeiter dransetzen und diese Daten untersuchen. Ich fürchte nur, da wird nichts Erfreuliches für die derzeitige Politikstrategie rauskommen. Generell ist es eine gute Idee, Autos aus Innenstädten herauszuhalten und dort Fußgängerzonen einzurichten. Allerdings wird jetzt ja versucht, mit den Messwerten Politik zu machen, weil es gerade gut läuft. Das ist aber eine Lüge, der Verkehr ist nicht in Übermaßen dafür verantwortlich. Ein umfassendes Holzofenverbot würde mehr bringen, und wir würden kaum noch die Grenzwerte überschreiten, das gilt auch für die Stickoxide. Deswegen gibt es ja auch im Sommer kaum Überschreitungen, weil eben die Öfen nicht brennen.