Ausflugsziel: Strasbourg

Das Saarland liegt im Herzen Europas … zumindest geographisch, so einigermaßen. So ist es mit relativ wenig Aufwand möglich, auch interessante Orte außerhalb der Landesgrenzen zu besuchen – und einer der hier sicher interessantesten Orte ist – Straßburg / Strasbourg. Diese französische Großstadt hat im Laufe der Geschichte etlichemale die Zugehörigkeit zwischen Frankreich und Deutschland gewechselt, stark unter den Kriegen gelitten und ist bis heute ein Symbol nicht nur der Zweisprachigkeit, sondern auch des „Europäischen Gedankens“. Solche symbolischen Orte findet man übrigens im Saargebiet des Öfteren, z.B. den „Deutsch-Französischen Garten„.

Eine Reise Saarbrücken – Strasbourg dauert auf der (in Frankreich mautpflichtigen!) Autobahn knappe anderthalb Stunden, auf der Landstrasse etwas länger. Man durchquert hierbei die nördlichen Vogesen, eine teilweise wunderschöne Landschaft. Die Umgebung von Strasbourg selbst hingegen ist nicht so sehr schön, da stark zersiedelt und unter dem hohen Verkehrsaufkommen leidend.

In Strasbourg gibt es allerhand zu sehen; besonders eingehen möchte ich hier auf die Möglichkeit, den dortigen Sitz des Europäischen Parlamentes zu besichtigen (was uns ganz spontan gelungen ist). Besuchergruppen von weniger als zehn Personen können unter Vorlage gültiger Ausweisdokumente ohne Voranmeldung an einer Führung teilnehmen, näheres auf der entsprechenden Info-Seite.

Tipp: man sollte ruhig 40 Minuten VOR der offiziellen Zeitangabe erscheinen, denn die Besuchergruppen sind zahlenmäßig limitiert und es könnte sonst geschehen, dass man zur gewünschten Zeit nicht mehr mt hineinkommt.

So unspektakulär gestaltet sich der Einlaß … gut, dass es nicht regnet, denn die Wartezeit kann eine gute halbe Stunde betragen.

Rund ums EP befinden sich Baustellen, es wirkt alles etwas unfertig und provisorisch – dafür findet man aber mit etwas Glück auch einen kostenfreien Parkplatz am Strassenrand. Einen Wetterschutz für wartende Besucher konnte ich nicht sehen – wir hatten Glück, es regnete nicht.

Der Einlaß in die Räumlichkeiten des EP erfordert das Passieren einer Sicherheitskontrolle ähnlich wie am Flughafen – kurz danach nimmt man einen „Audioguide“ samt Kopfhörer in Empfang (basierend auf einem Android-Smartphone), und dann wird eine Gruppe von ca. 60 Personen von ein oder zwei Tourguides auf französisch/englisch/deutsch begrüßt und in den großen Sitzungssaal geführt. Hier darf man dann den „Audioguide“ starten und erhält ein vielleicht zwanzigminütiges Info-Programm auf die Augen und Ohren.

Natürlich wird hier alles positiv dargestellt, und man erfährt, dass es sich bei den Parlamentssitzungen um die weltweit größten mehrsprachigen Veranstaltungen handelt (kein Wunder: 24 Amtssprachen erfordern es, dass fast alles in nur 23 weitere Sprachen übersetzt werden muss). Beeindruckend ist die schiere Größe des nur einmal monatlich genutzten Plenarsaales (die weitaus meisten relevanten Veranstaltungen finden ja in Brüssel statt – und den „Parlamentstourismus“ wollte in der EU noch niemand abschaffen – ist ja eh „nur“ öffentliches Geld …).

Abschließend wird die Gruppe noch in ein „360°-Kino“ geführt, wo ein netter und ebenfalls überaus positiver Imagefilm weitere 15 Minuten braucht.

Und – das war’s dann auch schon, stellt man ganz erstaunt fest.

Innerhalb der Kugel befindet sich der Plenarsaal – die schieren Abmessungen sind einschüchternd.

Mein Fazit:

  • der Besuch des Europäischen Parlamentes ist spontan und mit viel weniger Vorbereitungsaufwand möglich, als z.B. ein Besuch des Deutschen Bundestages
  • es ist interessant, hinterläßt bei mir aber eine Mischung aus Erstaunen und Entsetzen (Geld spielt keine Rolle, alles sehr protzig gemacht, aber: Architektur aus der Zeit des „Dritten Reiches“ wird immer als „einschüchternd“ apostrophiert, da hier der Mensch klein und die Macht groß wirken soll … dasselbe könnte man von diesem gigantomanen EU-Bau aber auch sagen!). Zumindest in der sitzungsfreien Zeit wirkt das kolossale Gebäude durchaus gruselig und symbolisiert einen substanzlosen Anspruch
  • meine Zweifel daran, dass die EU eine dritte, mindestens jedoch vierte Weltmacht hinter USA, China und Russland darstellen kann, wachsen weiter. Zuviel selbstbezogene Nabelschau, zuviel interne Abstimmungen, Streitigkeiten, Kompromisse – zuwenig Einigkeit nach außen. PR ersetzt Inhalte und Handlung.

Die Heimreise ins Saarland ist – siehe oben – unproblematisch. Die Autobahnmaut kostet im Juni 2019 für einen PKW € 6,90 für ca. 80 km mautpflichtige Strecke. Eine einheitliche Maut in Europa? Eher nein …

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