Der 400E hat mich vor einigen Tagen ziemlich geärgert: nach einem problemlosen Start bei kaltem trockenem Wetter fuhr ich eine „Aufwärmrunde“ von etwa 15 km, um dann noch ein Stück Autobahn mit etwas höherer Geschwindigkeit zurückzulegen. Und dabei passierte es: die in der Vergangenheit schon ab und an aufgetretenen Zündaussetzer liessen den Wagen bei 160 km/h ruckeln und die weitere Gasannahme verweigern … an der nahegelegenen Ausfahrt war es dann schon so schlimm, dass ich kaum von der Ampel weggekommen bin.
Das war also genau das Phänomen, weswegen der langjährige Vorbesitzer in der Schweiz hohe Summen in (nicht zielführende) Reparaturen investiert und letztendendes die Lust am Auto verloren hatte! Ich konnte ihn in diesem Moment wirklich gut verstehen.
Den Ausbau der Verteilerkappen nahm ich in aller Ruhe vor – hierfür müssen im engen Motorraum des W124 Luftansaugkanäle, zugehörige Hutzen und ein Temperatursensor entfernt werden; die Verteilerkappen sind ihrerseits mit je 3 Inbus 5mm befestigt. Die Zündkabel gingen übrigens unerwartet schwer von den Anschlüssen an der Kappe herunter … in den Kappen fand sich allerdings nur eine sehr dünne leicht schmierige Schicht; eine echte Ölundichtigkeit erkenne ich da nicht an den Antrieben. Aber die Auswirkungen der Feuchtigkeit sind unübersehbar – Grünspan an den Kontaktstiften spricht eine deutliche Sprache.




Glücklicherweise erhielt ich rasch einen Hinweis auf eine interessante Veröffentlichung aus UK: Robert MacDonald hatte dort in den Jahren 2018 bis 2020 genau dasselbe Phänomen an seinem R129 / 500SL wissenschaftlich untersucht. Ihm ist es gelungen, die Zündaussetzer nicht nur nachzustellen und deren Auftreten vorherzusagen, sondern auch einige Abhilfemaßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeiten zu quantifizieren.
Seinen „Versuchsbericht“ (doch, so muss ich das respektvoll nennen) habe ich gründlich studiert und dann beschlossen, seine Abhilfemaßnahme #2 in die Tat umzusetzen.
Wie lautet diese Abhilfemaßnahme?
Kurz gefasst, sieht MacDonald den root cause des Problems in innerhalb der Zündverteiler entstehender Kondensation, die von den Wetterverhältnissen sowie den Betriebsbedingungen des Fahrzeuges abhängig ist (ein ansonsten vernünftiger technischer Zustand des Motors wird vorausgesetzt: keine Undichtigkeiten an den Radialwellendichtringen, keine Störungen in der Kurbelgehäuseentlüftung, …).
Diese Kondensation ist physikalisch zwar nicht zu verhindern, allerdings weisen die Zündverteiler des M119 hier eine konstruktive Schwäche auf: allfällige feuchtigkeitsgeschwängerte Luft innerhalb des Zündverteilers kann nicht „nach oben“ entweichen, sondern reichert sich an. Die Entlüftungsschlitze am unteren Rand der Kappe funktionieren nur für das an den Hochspannungslichtbögen entstehende Ozon, welches schwerer ist als Umgebungsluft. Abhilfe also ganz banal: Einbringen zusätzlicher Belüftungsschlitze in die Verteilerkappen.


Viel verlieren kann ich dabei nicht: die vorhandenen Zündkappen (BERU VK 475) gelten ohnehin als weniger gut geeignet für den Motor und würden bei Fehlschlag umstandslos gegen neue Bosch Verteilerkappen (und -finger) ersetzt werden.
Das Einbringen der zusätzlichen Belüftungsschlitze mittels Dremel ist nicht sehr schwierig – es kommt mir ja auch nicht auf eine perfekte Optik an, sondern auf die Funktion. Nach der Nachbearbeitung säubere ich die Kontaktstifte noch mit einem Glasfaserstift, reinige die Kappen und freue mich darauf, das alles demnächst wieder ins Auto einzubauen.
Update, 01.02.2024: Ich habe die Gelegenheit genutzt und mit einem speziellen Teststreifen die in die Zündverteilern verbliebenen Feuchtigkeitsreste auf deren Zusammensetzung geprüft: das ist tatsächlich kein Öl, sondern eher Wasser.




Also: jetzt wird alles wieder ins Auto eingebaut, und der Motor läuft auf Anhieb. Interessanterweise war (und ist) hier die Kombination Bosch-Verteilerfinger mit BERU-Verteilerkappe installiert … was eigentlich immer als ungünstig bezeichnet wird.
Ich bin gespannt, ob diese (einfache) Modifikation das Problem abstellt.
Fortsetzung folgt.



Da halte ich mal die Daumen, dass es funktioniert. Wir hatten übrigens dieses Probl
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